„Was passiert, wenn der Maßstab 1:1 wird?“
Im Architekturstudium verbringt man viele Stunden am Schreibtisch und entwirft schöne Pläne. Doch was passiert, wenn der Ort plötzlich zurückfragt?
Althofen hat mir gezeigt, dass nicht die eine perfekte Idee entscheidend ist, sondern das, was man daraus macht: vor Ort, gemeinsam mit anderen und für mehr als nur ein Bild im Portfolio.
Architektur beginnt nicht auf Papier
Im Studium bleibt vieles theoretisch: Ideen entstehen am Laptop, werden gezeichnet, geplant und gerendert. Doch wenn der Maßstab plötzlich 1:1 wird und echte Menschen mit ihren Bedürfnissen am Tisch sitzen, wird aus dem Entwurf Realität.
RURASMUS war für mich die Chance, genau das zu erleben: Architektur nicht nur als Gestaltung von Raum, sondern als aktiven Prozess mit und für die Menschen vor Ort. Ich wollte sehen, wie Orte wirklich wachsen, wie Beteiligung funktionieren kann und wie sich Bildung, Stadtentwicklung und Alltag zu einem Ganzen verbinden lassen.
Zwischen Haltung und Handlung
Mein Projekt war kein fertiger Entwurf, sondern eine offene Frage:
Was passiert, wenn ich mitten in einer Kleinstadt ein mobiles Stadtlabor aufbaue?
Ich habe versucht, Architektur nicht als Objekt zu denken, sondern als Werkzeug.
Nicht als fertige Lösung, sondern als Einladung. Der AUER 2 GO wurde genau das:
Ein beweglicher Ort, der Gespräche auslöst.
Ein Möbelstück, das aufzeigt, was im Alltag oft fehlt: Platz für Austausch, Zeit zum Verweilen, Raum zum Mitgestalten.
Architektur braucht andere Maßstäbe
Im Architekturstudium dreht sich vieles um fiktive Aufgaben: klare Aufgabenstellungen mit vordefinierten zu erfüllenden Erwartungshaltungen.
In Althofen war es anders: Es gab keinen festgelegten Plan, sondern offene Fragen. Ich begann damit, den Ort zu beobachten, die Menschen kennenzulernen und gemeinsam mit ihnen zu überlegen, welche Impulse wirklich etwas bewirken könnten.
Es entstand kein Neubau, sondern ein Prototyp, der sich im echten Alltag beweisen musste. Statt nur Funktion zählten Atmosphäre, Offenheit und Bedeutung. Statt Einzelarbeit stand die Zusammenarbeit mit Handwerk, Schule und Stadt im Mittelpunkt.
Ich habe gelernt: Architektur kann sichtbar machen, was sonst übersehen wird und genau darin liegt ihr größtes Potenzial.
Wer gestalten will, muss bereit sein, sich einzulassen: auf den Ort, auf die Menschen und auf das, was gemeinsam entstehen kann.
© Neele Flügel